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Pendelstress beginnt bereits im Schulalter

Forschungszentrum Demografischer Wandel der Frankfurt UAS befragt Jugendliche: bei langen Schulwegen sind sie gesundheitlich beeinträchtigt und häufiger unkonzentriert

Für viele Menschen beginnt der tägliche Stress schon lange bevor sie am Arbeitsplatz sind: Staus auf den Straßen, Verspätungen der öffentlichen Verkehrsmittel sowie volle Busse und Bahnen kosten vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern allmorgendlich Nerven. Arbeiteten laut einer Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Jahr 2000 noch 53 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigen nicht in der Stadt oder Gemeinde, in der sie lebten, so sind es mittlerweile 60 Prozent. Zahlreiche Studien belegen gleichzeitig, dass mit steigender Pendelstrecke das subjektive Stressempfinden zunimmt, während die subjektive Gesundheit und auch die Lebenszufriedenheit darunter leiden.

Doch gilt dies auch bereits für Jugendliche? Im Rahmen der Längsschnittstudie Gesundheitsverhalten und Unfallgeschehen im Schulalter (GUS), gefördert von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), befragt das Forschungszentrum Demografischer Wandel (FZDW) der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) jährlich rund 10.000 Schülerinnen und Schüler an circa 150 weiterführenden Schulen in 14 Bundesländern. In der dritten Befragungsrunde im Schuljahr 2016/17 wurden die Schülerinnen und Schüler der 7. Jahrgangsstufe ausführlich nach ihrem Schulweg befragt und gebeten, anzugeben, welche Verkehrsmittel sie am Morgen der Befragung genutzt haben, um zur Schule zu kommen. Zudem wurden sie gefragt, wie lange sie mit diesen Verkehrsmitteln unterwegs gewesen sind.

Summiert man die Fahrtzeiten der verschiedenen Verkehrsmittel, welche die Schülerinnen und Schüler genutzt haben, inklusive der Dauer des Fußwegs, so brauchten die Jugendlichen im Schnitt 27 Minuten, um am Morgen der Befragung von ihrem Elternhaus zur Schule zu kommen. Die meisten Jugendlichen, nämlich 30,0 Prozent, benötigen zwischen 10 und 20 Minuten für ihren Schulweg. 14,4 Prozent der Jugendlichen sind in weniger als zehn Minuten in der Schule. Mit 14,9 Prozent liegt jedoch der Anteil an Schülerinnen und Schülern, die am Morgen des Befragungstages 45 Minuten oder länger unterwegs gewesen sind, auf einem ähnlichen Niveau. „Interessant ist nun, dass Jugendliche, die einen langen Schulweg zurücklegen müssen, signifikant häufiger über mentale Gesundheitsprobleme klagen“, betont Prof. Dr. Andreas Klocke, Leiter des FZDW. Während 22,9 Prozent der Jugendlichen, die weniger als zehn Minuten zur Schule benötigen, an mehr als an einem Tag in der Woche von Konzentrationsproblemen berichten, liegt der entsprechende Wert für Jugendliche mit einem Schulweg von 45 Minuten oder länger mit 29,3 Prozent deutlich höher. Jugendliche mit langem Schulweg sind zugleich mit 43,1 Prozent an mehr als an einem Tag in der Woche gereizt, Jugendliche mit einem kurzen Schulweg dagegen zu 35,9 Prozent. Zudem sind Jugendliche, die einen kürzeren Schulweg zurücklegen müssen, im Schnitt auch zufriedener mit ihrer Gesundheit. Während sie zu 82,7 Prozent ihren Gesundheitszustand als sehr gut oder gut einschätzen, liegt der entsprechende Wert für Jugendliche, die 45 Minuten oder länger zur Schule brauchen, bei 77,0 Prozent.

Die Forscherinnen und Forscher des FZDW plädieren folglich dafür, bei Debatten über anstehende Schulschließungen auch das Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen zu berücksichtigen. „Das Thema Pendeln wird häufig allein auf die Gruppe der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bezogen“, so Dr. Sven Stadtmüller, wissenschaftlicher Mitarbeiter am FZDW. „Wir sollten aber bedenken, dass auch Schülerinnen und Schüler zum Teil sehr weite Wege zur Schule zurücklegen müssen. Dieser Anteil nimmt stetig zu, da immer mehr Schulen schließen und hierdurch die Schulwege für Kinder und Jugendliche weiter werden.“ Wie enorm das Ausmaß an Schulschließungen in Deutschland sei, signalisiere eine Zahl des Statistischen Bundesamts: Demnach hat die Zahl der allgemeinbildenden, weiterführenden Schulen in Deutschland seit Anfang der 1990er-Jahre von rund 15.500 auf knapp 12.000 abgenommen. Dies entspricht einem Rückgang von 24 Prozent.

Kontakt: 

Frankfurt University of Applied Sciences, Forschungszentrum Demografischer Wandel (FZDW), Dr. Sven Stadtmüller, Telefon: +49 69 1533-3187, eMail: sven.stadtmueller@fzdw.de und Prof. Dr. Andreas Klocke, Telefon: +49 69 1533-2188, eMail: andreas.klocke@fzdw.de

Mehr zur Längsschnittstudie Gesundheitsverhalten und Unfallgeschehen im Schulalter (GUS) unter: fzdw.de/projekte/gus/; weitere Informationen zum FZDW unter: www.fzdw.de.

Das Forschungszentrum Demografischer Wandel (FZDW):


Das Forschungszentrum Demografischer Wandel (FZDW) an der Frankfurt University of Applied Sciences untersucht mit einem interdisziplinären Zugang die Folgen und Herausforderungen des demografischen Wandels. Hintergrund ist die niedrige Geburtenrate und die gleichzeitige Steigerung der Lebenserwartung in Deutschland. Dies hat schon in naher Zukunft eine deutliche Alterung und später auch eine Schrumpfung der Bevölkerung zur Folge. Die Konsequenzen dieser Entwicklung sind vielfältig und zeigen sich zuvorderst auf der kommunalen Ebene. Das FZDW möchte anwendungsbezogen wissenschaftliche Beiträge zur Gestaltung und Bewältigung der Herausforderungen des demografischen Wandels in Hessen und in Deutschland aufzeigen.

Diese Pressemitteilung wurde auf openPR im Presseportal Frankfurt veröffentlicht.

Frankfurt University of Applied Sciences
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