Berlin (ots) - Bundesbildungsministerin Karliczek und KMK-Präsidentin Dr. Hubig stellen gemeinsam mit dem Sprecher der Autorengruppe, Prof. Dr. Maaz, den Bericht "Bildung in Deutschland 2020" vor
Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek, und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und rheinland-pfälzische Bildungsministerin, Dr. Stefanie Hubig, haben am heutigen Dienstag gemeinsam mit dem Sprecher der Autorengruppe, Prof. Dr. Maaz (DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation) den Bericht "Bildung in Deutschland 2020" vorgestellt. Der nunmehr achte Bildungsbericht beschreibt die Gesamtentwicklung des deutschen Bildungswesens. Schwerpunkt des aktuellen Berichts ist "Bildung in einer digitalisierten Welt". Der Bildungsbericht erscheint alle zwei Jahre.
Der aktuelle Bildungsbericht dokumentiert positive Entwicklungen wie die zunehmende Bildungsbeteiligung, den quantitativen Ausbau des Bildungspersonals, kontinuierlich höhere Bildungsausgaben und einen steigenden Bildungsstand. Der Bericht bescheinigt eine höhere Durchlässigkeit des Bildungssystems und gestiegene Flexibilität bei Bildungsentscheidungen.
Das Schwerpunktkapitel "Bildung in einer digitalisierten Welt" ist in der andauernden Corona-Pandemie besonderes aktuell: Der Einsatz digitaler Medien zum informellen Lernen in der Freizeit ist selbstverständlich. Innerhalb von Bildungseinrichtungen ist das seltener der Fall, zudem gibt es große Unterschiede zwischen Bildungseinrichtungen und -bereichen. In Hochschulen und der Weiterbildung sind digitale Medien weit selbstverständlicher als in Schulen. Digitale Kompetenzen sind etwa bei Schülerinnen und Schülern "ausbaufähig". Beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht kommt es auf einen didaktisch sinnvollen und kritisch-reflektierten Umgang an.
Der Bildungsbericht 2020 weist auch auf Herausforderungen für das Bildungssystem hin: Beispielsweise verlassen - verglichen mit dem Tiefststand 2013 - wieder mehr junge Menschen die Schule ohne Hauptschulabschluss; über alle Bildungsbereiche hinweg gibt es Menschen mit geringen schriftsprachlichen Kompetenzen. Nach wie vor ist der Einfluss des sozialen Hintergrunds auf den Bildungserfolg groß; regionale Unterschiede und migrationsspezifische Benachteiligungen bleiben weiterhin herausfordernd. Auf das Bildungspersonal kommen höhere pädagogische Anforderungen zu, zum Beispiel durch die Zusammensetzung der Gruppen und Klassen, die in Aus-, Fort- und Weiterbildung der im Bildungsbereich Beschäftigten zu berücksichtigen sind.
"Gute Bildung ist das Fundament für ein gutes Leben und für eine gute Zukunft unseres Landes. Bildung muss uns jede Anstrengung Wert sein. Dieser Bildungsbericht ist ein weiterer Gradmesser, wo wir in der Bildung in Deutschland stehen. Es gibt viel Licht, aber auch noch Schatten. Über den Befund, dass die Bildungsbeteiligung zunimmt, sich der Bildungsstand verbessert hat und Bildungswege flexibler geworden sind, habe ich mich sehr gefreut. Das zeigt, dass wir in vielen Bereichen auf einem guten Weg sind. Dafür danke ich insbesondere den Lehrerinnen und Lehrern und anderem pädagogischen Personal, aber natürlich auch den Eltern, die gerade in den vergangenen Monaten sehr viel geleistet haben. Auch für die Schülerinnen und Schüler war das keine einfache Zeit. Gerade in der Corona-Krise wurden Defizite bei der Digitalisierung im Bildungsbereich deutlich, die auch in diesem Bericht angesprochen werden. Denn die Ausstattung mit Hard- und Software ist das eine. Aber sie muss pädagogisch sinnvoll eingesetzt werden. Daher haben wir beim DigitalPakt Schule von Anfang an darauf geachtet, dass die Förderung digitaler Infrastrukturen und die Entwicklung pädagogischer Konzepte Hand in Hand gehen", sagte die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek.
Die KMK-Präsidentin und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig sagte: "Bildung gelingt, es gibt aber weiter viel Arbeit. Die Fortschritte, die der Bildungsbericht ausweist, bleiben gleichzeitig unsere größten Baustellen: Chancengerechtigkeit, Durchlässigkeit und Aufstiegsorientierung.
Die Corona-Krise ist eine immense Herausforderung für die gesamte Bildungslandschaft, die Bildungsungerechtigkeit zu verschärfen droht. Ein besonderes Augenmerk müssen wir deshalb auch weiter auf Schülerinnen und Schüler aus bildungsfernen Schichten legen, die weniger Unterstützung durch ihre Eltern erfahren und zusätzlich häufig nicht über die technische Ausstattung verfügen, um jetzt gleichberechtigt am digitalen Unterricht teilzunehmen.
Wir sehen in der Corona-Krise, dass wir bei der digitalen Bildung aufholen müssen. Die Länder haben schnell reagiert, um die direkten Auswirkungen abzufedern. Gleichzeitig müssen Bund, Länder und Schulträger jetzt gemeinsam schulische Strukturen stärken, die langfristig ausgelegt sind. Auch die Ganztagsbetreuung leistet nicht nur einen wertvollen Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern eröffnet auch mehr Bildungschancen. Es stimmt mich deshalb sehr positiv, dass der Bildungsbericht bundesweit Bewegung beim Ausbau und der Inanspruchnahme des Ganztags ausweist."
Die Ausgaben für Bildung, Forschung und Wissenschaft sind gestiegen: im Jahr 2017 auf knapp 300 Milliarden Euro und - nach vorläufigen Berechnungen - im Jahr 2018 auf gut 310 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung von 30 Prozent gegenüber 2010 und einem wenig veränderten Anteil von 9,3 Prozent am BIP, das in diesem Zeitraum ebenfalls deutliche Zuwächse zu verzeichnen hatte. Die jährlichen Ausgaben je Schülerin und Schüler an öffentlichen Schulen stiegen im Zeitraum 2010 bis 2017 um rund 22 Prozent auf 7.300 Euro.
Mehr Kinder - mehr Studierende: Die Zahl der Bildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer hat sich weiter erhöht, auf 17,2 Millionen Menschen im Jahr 2018. Diese Entwicklung geht nicht nur auf steigende Geburtenzahlen und vermehrte Zuzüge aus dem Ausland, sondern auch auf eine zunehmend frühere Bildungsbeteiligung und einen Trend zur Höherqualifizierung zurück.
Mehr Abiturienten - mehr Hochschulabsolventen: Der Bildungsstand der Bevölkerung hat sich in den letzten zehn Jahren positiv entwickelt: 2008 verfügten 24 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren über Hochschulreife, 2018 bereits 33 Prozent. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil von Personen, deren höchster Schulabschluss der Hauptschulabschluss ist, von 39 Prozent auf 30 Prozent zurückgegangen. Der Anteil der Hochschulabsolventinnen und -absolventen ist im gleichen Zeitraum um fünf Prozentpunkte auf 18 Prozent gestiegen.
Die Zahl der im Bildungswesen Beschäftigten hat seit 2008 kontinuierlich zugenommen. Der größte Zuwachs bis zum Jahr 2018 ist dabei in der frühen Bildung (+ 63 Prozent) und an den Hochschulen (+37 Prozent) zu verzeichnen.
Die Zahl der Kinder, die ein Angebot früher Bildung in Anspruch nehmen, ist zwischen 2006 und 2019 von 2,6 Millionen auf 3,3 Millionen gestiegen.
Sowohl das Angebot der Ganztagsbetreuung als auch deren Inanspruchnahme haben deutlich zugenommen. Im Schuljahr 2018/19 wurden 68 Prozent aller Schulen als Ganztagsschulen ausgewiesen. Im Jahr 2005/06 traf dies lediglich auf 30 Prozent aller Schulen zu. Rund die Hälfte aller Grundschulkinder (1,5 Millionen) nutzten im Schuljahr 2018/19 Ganztagsbetreuung in Schulen oder Kindertageseinrichtungen.
Bei gleichzeitigem Rückgang der Zahl der Schülerinnen und Schüler waren bundesweit im Schuljahr 2018/19 knapp 20.000 Lehrkräfte mehr an allgemeinen und beruflichen Schulen tätig als vor zehn Jahren. Zudem stieg der Anteil der unter 40-jährigen Lehrkräfte in den letzten 15 Jahren um zehn Prozentpunkte. Dennoch ist die Altersstruktur von Schulkollegien regional unterschiedlich und nicht immer ausgeglichen. Der Bedarf nach gut ausgebildetem pädagogischem Personal bleibt hoch.
Die hohe Studiennachfrage hält weiter an. Nach vorläufigen Berechnungen lag die Anzahl der Studienanfängerinnen und -anfänger im Jahr 2018 zum sechsten Mal in Folge über einer halben Million. Der Anteil der Neueinschreibungen an Fachhochschulen ist auf 44 Prozent aller Studienanfänger/-innen gestiegen.
Die Bildungschancen für Kinder von gering qualifizierten Eltern stiegen trotz weiterhin vorhandener sozialer Disparitäten. Sie erreichen häufiger einen höheren Bildungsstand als ihre Eltern.
Bildung bringt positive Erträge für Individuum und Gesellschaft. Lange und qualifizierte Bildung wirken sich positiv auf die individuelle Lage aus (z. B. bessere Arbeitsmöglichkeiten und höheres Lebenseinkommen, Ernährung, politisches Interesse) und unterstützen die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit sowie den sozialen Zusammenhalt.
Der Einsatz digitaler Medien ist im Hochschulbereich und der Weiterbildung weit verbreitet, seltener im schulischen Bereich, in der frühen Bildung nur partiell.
Große Entwicklungsbedarfe gibt es bei der Ausstattung von Schulen und Einrichtungen der frühen Bildung mit digitalen Medien.
Der Erfolg digital unterstützter Lernprozesse hängt maßgeblich von einem didaktisch sinnvollen und kritisch reflektierten Einsatz digitaler Technologien ab. Entscheidend scheint nicht die eingesetzte Technik zu sein, sondern wie Lehrende digitale Medien in das alltägliche Lehr-Lern-Geschehen integrieren.
Die digitalen Kompetenzen der Bildungsteilnehmenden sind ausbaufähig und unterscheiden sich zwischen verschiedenen Gruppen. Leistungsdisparitäten zeigen sich insbesondere zuungunsten der Jungen, der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund und aus Elternhäusern mit niedrigem sozialem Status.
Trotz des langjährigen Trends zu höherer Bildung bleiben junge Menschen wieder häufiger ohne Abschluss. Es zeigen sich zunehmend Disparitäten zwischen formal gering und hoch Qualifizierten. Junge Männer weisen häufiger eine formal geringere Qualifikation auf als junge Frauen. Dies hat weitreichende Konsequenzen. Eine formal geringe Qualifikation erhöht für den Einzelnen das Risiko sozialer oder finanzieller Risikolagen und erschwert häufig den Zugang zu beruflich stabilen Positionen.
Die Digitalisierung schreitet in allen Bildungsbereichen voran. Digitale Medien werden nicht nur aus aktuellem Anlass, sondern auch im längerfristigen Trend vermehrt in die Lehr-Lern-Prozesse integriert, jedoch in unterschiedlichem Maße in den verschiedenen Bildungsbereichen.
Die besondere Bedeutung des Bildungsberichts liegt darin, die verschiedenen Bildungsbereiche von Bildung im Lebenslauf in ihrem Zusammenhang und indikatorengestützt über größere Zeiträume darzustellen und so übergreifende Herausforderungen im deutschen Bildungssystem sichtbar zu machen.
Den Bericht sowie weiterführende Materialien und Informationen finden Sie im Internet unter www.bildungsbericht.de.
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Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek, und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und rheinland-pfälzische Bildungsministerin, Dr. Stefanie Hubig, haben am heutigen Dienstag gemeinsam mit dem Sprecher der Autorengruppe, Prof. Dr. Maaz (DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation) den Bericht "Bildung in Deutschland 2020" vorgestellt. Der nunmehr achte Bildungsbericht beschreibt die Gesamtentwicklung des deutschen Bildungswesens. Schwerpunkt des aktuellen Berichts ist "Bildung in einer digitalisierten Welt". Der Bildungsbericht erscheint alle zwei Jahre.
obs/BMBF/Hans-Joachim Rickel |
Das Schwerpunktkapitel "Bildung in einer digitalisierten Welt" ist in der andauernden Corona-Pandemie besonderes aktuell: Der Einsatz digitaler Medien zum informellen Lernen in der Freizeit ist selbstverständlich. Innerhalb von Bildungseinrichtungen ist das seltener der Fall, zudem gibt es große Unterschiede zwischen Bildungseinrichtungen und -bereichen. In Hochschulen und der Weiterbildung sind digitale Medien weit selbstverständlicher als in Schulen. Digitale Kompetenzen sind etwa bei Schülerinnen und Schülern "ausbaufähig". Beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht kommt es auf einen didaktisch sinnvollen und kritisch-reflektierten Umgang an.
Der Bildungsbericht 2020 weist auch auf Herausforderungen für das Bildungssystem hin: Beispielsweise verlassen - verglichen mit dem Tiefststand 2013 - wieder mehr junge Menschen die Schule ohne Hauptschulabschluss; über alle Bildungsbereiche hinweg gibt es Menschen mit geringen schriftsprachlichen Kompetenzen. Nach wie vor ist der Einfluss des sozialen Hintergrunds auf den Bildungserfolg groß; regionale Unterschiede und migrationsspezifische Benachteiligungen bleiben weiterhin herausfordernd. Auf das Bildungspersonal kommen höhere pädagogische Anforderungen zu, zum Beispiel durch die Zusammensetzung der Gruppen und Klassen, die in Aus-, Fort- und Weiterbildung der im Bildungsbereich Beschäftigten zu berücksichtigen sind.
"Gute Bildung ist das Fundament für ein gutes Leben und für eine gute Zukunft unseres Landes. Bildung muss uns jede Anstrengung Wert sein. Dieser Bildungsbericht ist ein weiterer Gradmesser, wo wir in der Bildung in Deutschland stehen. Es gibt viel Licht, aber auch noch Schatten. Über den Befund, dass die Bildungsbeteiligung zunimmt, sich der Bildungsstand verbessert hat und Bildungswege flexibler geworden sind, habe ich mich sehr gefreut. Das zeigt, dass wir in vielen Bereichen auf einem guten Weg sind. Dafür danke ich insbesondere den Lehrerinnen und Lehrern und anderem pädagogischen Personal, aber natürlich auch den Eltern, die gerade in den vergangenen Monaten sehr viel geleistet haben. Auch für die Schülerinnen und Schüler war das keine einfache Zeit. Gerade in der Corona-Krise wurden Defizite bei der Digitalisierung im Bildungsbereich deutlich, die auch in diesem Bericht angesprochen werden. Denn die Ausstattung mit Hard- und Software ist das eine. Aber sie muss pädagogisch sinnvoll eingesetzt werden. Daher haben wir beim DigitalPakt Schule von Anfang an darauf geachtet, dass die Förderung digitaler Infrastrukturen und die Entwicklung pädagogischer Konzepte Hand in Hand gehen", sagte die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek.
Die KMK-Präsidentin und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig sagte: "Bildung gelingt, es gibt aber weiter viel Arbeit. Die Fortschritte, die der Bildungsbericht ausweist, bleiben gleichzeitig unsere größten Baustellen: Chancengerechtigkeit, Durchlässigkeit und Aufstiegsorientierung.
Die Corona-Krise ist eine immense Herausforderung für die gesamte Bildungslandschaft, die Bildungsungerechtigkeit zu verschärfen droht. Ein besonderes Augenmerk müssen wir deshalb auch weiter auf Schülerinnen und Schüler aus bildungsfernen Schichten legen, die weniger Unterstützung durch ihre Eltern erfahren und zusätzlich häufig nicht über die technische Ausstattung verfügen, um jetzt gleichberechtigt am digitalen Unterricht teilzunehmen.
Wir sehen in der Corona-Krise, dass wir bei der digitalen Bildung aufholen müssen. Die Länder haben schnell reagiert, um die direkten Auswirkungen abzufedern. Gleichzeitig müssen Bund, Länder und Schulträger jetzt gemeinsam schulische Strukturen stärken, die langfristig ausgelegt sind. Auch die Ganztagsbetreuung leistet nicht nur einen wertvollen Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern eröffnet auch mehr Bildungschancen. Es stimmt mich deshalb sehr positiv, dass der Bildungsbericht bundesweit Bewegung beim Ausbau und der Inanspruchnahme des Ganztags ausweist."
Hintergrund:
Der aktuelle Bericht bestätigt die positiven Entwicklungen im deutschen Bildungssystem:Die Ausgaben für Bildung, Forschung und Wissenschaft sind gestiegen: im Jahr 2017 auf knapp 300 Milliarden Euro und - nach vorläufigen Berechnungen - im Jahr 2018 auf gut 310 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung von 30 Prozent gegenüber 2010 und einem wenig veränderten Anteil von 9,3 Prozent am BIP, das in diesem Zeitraum ebenfalls deutliche Zuwächse zu verzeichnen hatte. Die jährlichen Ausgaben je Schülerin und Schüler an öffentlichen Schulen stiegen im Zeitraum 2010 bis 2017 um rund 22 Prozent auf 7.300 Euro.
Mehr Kinder - mehr Studierende: Die Zahl der Bildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer hat sich weiter erhöht, auf 17,2 Millionen Menschen im Jahr 2018. Diese Entwicklung geht nicht nur auf steigende Geburtenzahlen und vermehrte Zuzüge aus dem Ausland, sondern auch auf eine zunehmend frühere Bildungsbeteiligung und einen Trend zur Höherqualifizierung zurück.
Mehr Abiturienten - mehr Hochschulabsolventen: Der Bildungsstand der Bevölkerung hat sich in den letzten zehn Jahren positiv entwickelt: 2008 verfügten 24 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren über Hochschulreife, 2018 bereits 33 Prozent. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil von Personen, deren höchster Schulabschluss der Hauptschulabschluss ist, von 39 Prozent auf 30 Prozent zurückgegangen. Der Anteil der Hochschulabsolventinnen und -absolventen ist im gleichen Zeitraum um fünf Prozentpunkte auf 18 Prozent gestiegen.
Die Zahl der im Bildungswesen Beschäftigten hat seit 2008 kontinuierlich zugenommen. Der größte Zuwachs bis zum Jahr 2018 ist dabei in der frühen Bildung (+ 63 Prozent) und an den Hochschulen (+37 Prozent) zu verzeichnen.
Die Zahl der Kinder, die ein Angebot früher Bildung in Anspruch nehmen, ist zwischen 2006 und 2019 von 2,6 Millionen auf 3,3 Millionen gestiegen.
Sowohl das Angebot der Ganztagsbetreuung als auch deren Inanspruchnahme haben deutlich zugenommen. Im Schuljahr 2018/19 wurden 68 Prozent aller Schulen als Ganztagsschulen ausgewiesen. Im Jahr 2005/06 traf dies lediglich auf 30 Prozent aller Schulen zu. Rund die Hälfte aller Grundschulkinder (1,5 Millionen) nutzten im Schuljahr 2018/19 Ganztagsbetreuung in Schulen oder Kindertageseinrichtungen.
Bei gleichzeitigem Rückgang der Zahl der Schülerinnen und Schüler waren bundesweit im Schuljahr 2018/19 knapp 20.000 Lehrkräfte mehr an allgemeinen und beruflichen Schulen tätig als vor zehn Jahren. Zudem stieg der Anteil der unter 40-jährigen Lehrkräfte in den letzten 15 Jahren um zehn Prozentpunkte. Dennoch ist die Altersstruktur von Schulkollegien regional unterschiedlich und nicht immer ausgeglichen. Der Bedarf nach gut ausgebildetem pädagogischem Personal bleibt hoch.
Die hohe Studiennachfrage hält weiter an. Nach vorläufigen Berechnungen lag die Anzahl der Studienanfängerinnen und -anfänger im Jahr 2018 zum sechsten Mal in Folge über einer halben Million. Der Anteil der Neueinschreibungen an Fachhochschulen ist auf 44 Prozent aller Studienanfänger/-innen gestiegen.
Die Bildungschancen für Kinder von gering qualifizierten Eltern stiegen trotz weiterhin vorhandener sozialer Disparitäten. Sie erreichen häufiger einen höheren Bildungsstand als ihre Eltern.
Bildung bringt positive Erträge für Individuum und Gesellschaft. Lange und qualifizierte Bildung wirken sich positiv auf die individuelle Lage aus (z. B. bessere Arbeitsmöglichkeiten und höheres Lebenseinkommen, Ernährung, politisches Interesse) und unterstützen die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit sowie den sozialen Zusammenhalt.
Das Schwerpunktkapitel zur Bildung in der digitalisierten Welt kommt zu folgenden Befunden:
Digitale Technologien sind mittlerweile selbstverständlicher Teil des alltäglichen Lebens, wenngleich individuelle und strukturelle Unterschiede im Zugang zu digitalen Medien bestehen. Diese ergeben sich etwa aufgrund der sozialen Lage oder auch aus regionalen Gegebenheiten.Der Einsatz digitaler Medien ist im Hochschulbereich und der Weiterbildung weit verbreitet, seltener im schulischen Bereich, in der frühen Bildung nur partiell.
Große Entwicklungsbedarfe gibt es bei der Ausstattung von Schulen und Einrichtungen der frühen Bildung mit digitalen Medien.
Der Erfolg digital unterstützter Lernprozesse hängt maßgeblich von einem didaktisch sinnvollen und kritisch reflektierten Einsatz digitaler Technologien ab. Entscheidend scheint nicht die eingesetzte Technik zu sein, sondern wie Lehrende digitale Medien in das alltägliche Lehr-Lern-Geschehen integrieren.
Die digitalen Kompetenzen der Bildungsteilnehmenden sind ausbaufähig und unterscheiden sich zwischen verschiedenen Gruppen. Leistungsdisparitäten zeigen sich insbesondere zuungunsten der Jungen, der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund und aus Elternhäusern mit niedrigem sozialem Status.
Der Bericht zeigt auch übergreifende Trends und Problemlagen des Bildungswesens auf:
Insgesamt zeichnet sich das Bildungssystem durch eine höhere Durchlässigkeit aus. Unabhängig von der Herkunft und dem ersten Bildungsweg bieten sich vielfältige Möglichkeiten, einen individuell hohen Bildungsstand auch nach einem ersten niedrigeren formalen Abschluss zu erlangen.Trotz des langjährigen Trends zu höherer Bildung bleiben junge Menschen wieder häufiger ohne Abschluss. Es zeigen sich zunehmend Disparitäten zwischen formal gering und hoch Qualifizierten. Junge Männer weisen häufiger eine formal geringere Qualifikation auf als junge Frauen. Dies hat weitreichende Konsequenzen. Eine formal geringe Qualifikation erhöht für den Einzelnen das Risiko sozialer oder finanzieller Risikolagen und erschwert häufig den Zugang zu beruflich stabilen Positionen.
Die Digitalisierung schreitet in allen Bildungsbereichen voran. Digitale Medien werden nicht nur aus aktuellem Anlass, sondern auch im längerfristigen Trend vermehrt in die Lehr-Lern-Prozesse integriert, jedoch in unterschiedlichem Maße in den verschiedenen Bildungsbereichen.
Zur Anlage des Bildungsberichts
Den seit 2006 alle zwei Jahre erscheinenden Bildungsbericht hat eine unabhängige Wissenschaftlergruppe unter Federführung des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation erarbeitet. Beteiligt sind das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. (DIE), das Deutsche Jugendinstitut (DJI), das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi), das Soziologische Forschungsinstitut an der Universität Göttingen (SOFI) sowie das Statistische Bundesamt (Destatis) und die Statistischen Ämter der Länder (StLÄ).Die besondere Bedeutung des Bildungsberichts liegt darin, die verschiedenen Bildungsbereiche von Bildung im Lebenslauf in ihrem Zusammenhang und indikatorengestützt über größere Zeiträume darzustellen und so übergreifende Herausforderungen im deutschen Bildungssystem sichtbar zu machen.
Den Bericht sowie weiterführende Materialien und Informationen finden Sie im Internet unter www.bildungsbericht.de.
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