Prozent aller Drei- bis Sechsjährigen in Kitas psychisch instabil
Bad Homburg (ots) - Fast jedem fünften Kind (18 Prozent) in Hessens Kitas fehlen psychische Schutzfaktoren, die es dazu befähigen, eine stabile Persönlichkeit zu entwickeln. Diese Auffassung vertreten Erzieherinnen und Erzieher aus 300 Einrichtungen, die an einer repräsentativen Umfrage (forsa) im Auftrag der AOK Hessen teilgenommen haben. Sie äußerten sich auch über die Gründe für diese Entwicklung: Jede zweite befragte Einrichtung führt das auf zu hohe Erwartungen der Eltern an das Kind und auf einen überbehütenden Erziehungsstil zurück.Fehlende Resilienz mit Showeffekt
obs/ AOK Hessen/ Quelle: AOK Hessen |
Multifaktorieller Einfluss
"Die Suchtgefahr ist bei diesen Kindern erheblich stärker ausgeprägt, verstärkt im Jugend- und Erwachsenenalter. Sie neigen sehr viel eher zur Realitätsflucht und wissen oftmals nicht, was ihnen gut tut und wie sie Probleme angehen können", meint Kerstin Roth, Präventionschefin der AOK Hessen. Es bestünde somit die Gefahr, dass eine auffallend dünnhäutige, besonders therapiebedürftige Generation heran wächst, die sich in der späteren Elternrolle kaum zurechtfinden wird. "Die psychische Instabilität von Kindern steht immer im engen Zusammenhang mit den Erziehungsberechtigten, sogar auch dann, wenn sie es nur gut meinen", ergänzt Roth. Der sozioökonomische Status ist dabei nur ein Faktor von mehreren: Die Befragungsergebnisse deuten vielmehr darauf hin, dass dieses Phänomen milieuübergreifend ist und nicht etwa nur vom Haushaltseinkommen abhängt.Hürden und Hemmnisse
Aktive Resilienz-Förderung würden 55 Prozent der hessischen Kitas umsetzen, und die große Mehrheit (87 Prozent) sind mit den Ergebnissen zufrieden. Doch im Alltag ergeben sich mannigfaltige Schwierigkeiten, um Kinder, die einer besonderen Zuwendung bedürfen, bedürfnisgerecht zu betreuen. Erwartungsgemäß sind Personalmangel (56 Prozent) und Zeitmangel (23 Prozent) Hemmschuh, nicht jedoch die als schwierig empfundenen Kinder selbst (5 Prozent). Dafür nehmen Maßnahmen zur Integration viel Raum ein (wird von 20 Prozent der Befragten als "schwierig" wahr genommen), doch vor allem die Eltern werden genannt: 20 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher berichten, Väter und Mütter verhielten sich unkooperativ, während 15 Prozent angeben, deren Ansprüche an die Kinder und die Einrichtung sei viel zu hoch und somit unrealistisch.Konsequenzen gefordert
Zunächst bestätigen die Zahlen, dass bestehende Präventions-Programme wie PAPILIO oder JolinchenKids unbedingt notwendig sind und sogar ausgeweitet werden sollten. Denn hier spielt die Stärkung des kindlichen Selbstbewusstseins eine zentrale Rolle. "Gleichzeitig muss der Fokus noch mehr auf die Elternpartizipation gelegt werden. Mütter und Väter sollten in die pädagogische Arbeit besser einbezogen werden", meint Roth. Erklärtes Ziel der Gesundheitskasse ist es, dass langfristig nahezu jede Einrichtung wenigstens eines der beiden wissenschaftlich sehr gut evaluierten Programme umsetzt.Kontakt:
AOK Hessen, Pressestelle, Basler Straße 2, 61352 Bad HomburgRiyad.Salhi@he.aok.de
06172 272 143
Buchtipps:
Kommentare
Kommentar veröffentlichen