Direkt zum Hauptbereich

Rheinland-Pfalz: Jedes vierte Schulkind hat psychische Probleme | #Schule

Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit untersucht Depressionen und Ängste

Ein Viertel aller Schulkinder in Rheinland-Pfalz zeigt psychische Auffälligkeiten. Zwei Prozent aller Jungen und Mädchen zwischen zehn und 17 Jahren leiden an einer diagnostizierten Depression, 2,3 Prozent unter einer Angststörung. Das zeigt der aktuelle Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit "Ängste und Depressionen bei Schulkindern". Hochgerechnet sind insgesamt etwa 12.300 Schulkinder in Rheinland-Pfalz betroffen, Mädchen sind häufiger betroffen wie Jungen. Für die Versorgung depressiver Schulkinder gibt die DAK-Gesundheit in Rheinland-Pfalz im Jahr pro Kopf durchschnittlich 2.900 Euro mehr aus als für seelisch gesunde Gleichaltrige.

Im Auftrag der DAK-Gesundheit hat die Universität Bielefeld die Gesundheits- und Versorgungssituation von Jungen und Mädchen in Rheinland-Pfalz umfassend untersucht. Die repräsentative Studie mit Abrechnungsdaten aus 2016 und 2017 nimmt insbesondere die seelische Gesundheit von Jungen und Mädchen in den Fokus. "Wir wollen das Tabu brechen, das psychische Erkrankungen noch immer umgibt", sagt Michael Hübner, Leiter der DAK-Landesvertretung in Rheinland-Pfalz. "Die betroffenen Kinder leiden oft für sich im Stillen, bevor sie sich jemandem anvertrauen und eine passende Diagnose bekommen. Wir müssen aufmerksamer werden - ob in der Familie, in der Schule oder im Sportverein - und nachhaltig helfen."

26 Prozent aller Schulkinder im Alter von zehn bis 17 Jahren in Rheinland-Pfalz sind von einer psychischen Erkrankung oder Verhaltensstörung betroffen. Vor allem jüngere Schulkinder fallen am häufigsten durch Entwicklungsstörungen auf, zu denen Sprach- und Sprechstörungen gehören. Auch Verhaltensstörungen, wie etwa ADHS sind verbreitet. Seltener, aber von hoher Relevanz für die Versorgung, sind affektive Störungen, zu denen auch die Depressionen gehören. Zwei Prozent aller DAK-versicherten Jungen und Mädchen im Alter von 10 bis 17 Jahren sind so stark betroffen, dass sie einen Arzt aufsuchen. Ein doppelt so hoher Anteil von Kindern mit mittelgradig schweren Depressionen im Vergleich zu Kindern mit einer leichten Symptomatik lässt jedoch vermuten, dass die Zahl nicht diagnostizierter Fälle ungleich höher sein dürfte. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Depressionshäufigkeit 2017 in Rheinland-Pfalz unverändert geblieben. Mädchen leiden im späten Jugendalter fast dreimal so häufig unter Depressionen wie Jungen. Mit einer diagnostizierten Angststörung kämpfen 2,3 Prozent aller Schulkinder. Hochgerechnet auf alle Kinder und Jugendlichen in Rheinland-Pfalz entspricht dies etwa 12.300 mit Angststörungen oder Depressionen. Diese Störungsbilder treten auch parallel auf: Jeder sechste Junge in Rheinland-Pfalz mit einer diagnostizierten Depression hat parallel auch eine Angststörung. Bei den Mädchen ist es jedes vierte.

Depressionen und Angststörungen zählen nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den schwerwiegendsten Leiden in der Gruppe der psychischen Erkrankungen. Depressionen sind gekennzeichnet durch Niedergeschlagenheit, Traurigkeit und Interessenverlust. Bei schweren depressiven Episoden haben die jungen Patienten Schwierigkeiten, ihre alltäglichen Aktivitäten fortzusetzen. Sie ziehen sich stark zurück, schaffen es kaum noch, in die Schule zu gehen. Bei Angststörungen ist der natürliche Angstmechanismus des Menschen aus den Fugen geraten. Die Betroffenen zeigen Reaktionen, die der jeweiligen Situation nicht angemessen sind und losgelöst von einer realen äußeren Gefährdung ablaufen.

In Rheinland-Pfalz lebt ein Drittel der DAK-versicherten Kinder in städtischen Gemeinden. Die Studie zeigt, dass Stadtkinder eher Diagnosen für eine psychische Erkrankung bekommen als Gleichaltrige vom Land (plus sechs Prozent). Stadtkinder haben im Alter zwischen 15 und 17 Jahren häufiger Depressionen (plus 16 Prozent). Vor allem mittelgradig schwere depressive Episoden werden für sie öfter festgestellt. "Die Gründe für die beobachteten Zusammenhänge können an den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten und Lebensbedingungen liegen. Für Stadtkinder existiert aber auch ein dichteres Angebotsnetz an niedergelassenen Fachärzten. Sie bekommen leichter Hilfe und damit auch eine passende Diagnose", erklärt Michael Hübner.

Der Report zeigt erstmals auf Basis von Abrechnungsdaten, wie stark bestimmte Faktoren die Entwicklung eines Seelenleidens beeinflussen. So tragen Kinder mit einer chronischen körperlichen Erkrankung insbesondere im Jugendalter ein bis zu 4,5-fach erhöhtes Depressionsrisiko. "Wir sehen nicht selten, dass junge Patienten mit einem Typ-1-Diabetes oder einer schweren Rheumaerkrankung auch psychische Probleme entwickeln," berichtet Univ. Prof. Dr. med. Fred Zepp, Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin an der Universitätsmedizin Mainz aus seiner Erfahrung. "In der Pubertät ist ihre Situation besonders wackelig. Dann belastet es, wenn man vernünftig sein muss und nicht so unbekümmert leben kann, wie körperlich gesunde Gleichaltrige." Das familiäre Umfeld kann für die Entwicklung eines Seelenleidens ebenfalls ein Faktor sein: Kinder psychisch kranker Eltern sind deutlich gefährdeter (3-fach), selbst eine depressive Störung zu entwickeln. "Erkrankungen der Eltern können für Kinder und Jugendliche eine große seelische Belastung sein", so Zepp.

"Mit dem Kinder- und Jugendreport 2019 haben wir für Rheinland-Pfalz auch belastbare Analysen zur Versorgungssituation von Kindern mit psychischen Auffälligkeiten", erklärt Julian Witte von der Universität Bielefeld als Studienautor. Depressive Schulkinder in Rheinland-Pfalz bekommen häufiger Arzneimittel und eine Krankenhauseinweisung. Jedes vierte Mädchen und etwa jeder siebte Junge im Alter zwischen 15 und 17 Jahren nimmt ein Antidepressivum ein. Der Anteil der Betroffenen mit Rezept liegt dabei mit 17 Prozent im DAK-weiten Bundesdurchschnitt.

Etwas niedriger als im Bundesdurchschnitt ist in Rheinland-Pfalz der Anteil der Jungen und Mädchen mit einer Klinikeinweisung (minus neun Prozent): Sieben Prozent der rheinland-pfälzischen Schulkinder mit einer diagnostizierten Depression wurden 2017 stationär behandelt, durchschnittlich für 42 Tage. Nach der Entlassung fehlt oft eine passende ambulante Nachsorge. In der Folge ist mehr als jedes vierte dieser Kinder zwischen zehn und 17 Jahren innerhalb von zwei Jahren mehrfach stationär in Behandlung. "Wir haben offenkundige Versorgungslücken nach der Krankenhausentlassung, die wir dringend schließen müssen", betont Michael Hübner. "Eine Rehospitalisierungsquote von fast 24 Prozent ist alarmierend!"

Die DAK-Gesundheit in Rheinland-Pfalz startet das neue integrierte Versorgungsangebot "veo", damit Betroffene nach einer Krankenhausentlassung besser aufgefangen werden. "veo" ermöglicht depressiven Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren für drei Jahre eine vernetzte ambulante Nachsorge und Versorgung. Das Programm "veo" ist einzigartig. Es hilft Kinder- und Jugendtherapeuten, Psychiatern sowie Haus- und Fachärzten dabei, die die ambulante Nachsorge zu optimieren. Weitere wichtige altersgruppenspezifische Beteiligte wie Beratungsstellen, Schulpsychologen und Jugendämter werden ebenfalls eingebunden. Das Ziel ist eine bessere Vernetzung und damit eine schnelle und unproblematische Hilfe für die betroffenen Kinder - ohne lange Wartezeiten und komplizierte Terminabsprachen.

Parallel intensiviert die DAK-Gesundheit ihre Aktivitäten im Bereich Stressprävention. Gemeinsam mit der Cleven-Stiftung hat sie mit fit4future Teens ein neues Präventionsprogramm zum Thema Stressprävention für weiterführende Schulen entwickelt. Außerdem bietet sie Kindern ab zwölf Jahren individuell an, ihre seelische Stärke mit einer neuen Software zu trainieren. "DAK Smart4me" ist kostenfrei zugänglich und passwortgeschützt auf Smartphones und allen anderen Bildschirmgeräten nutzbar. Infos dazu gibt es unter: www.dak.de/smart4me

Der aktuelle Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit für Rheinland-Pfalz untersucht umfassend die Behandlungsdaten der Jahre 2016 und 2017 von mehr als 48.000 minderjährigen Versicherten der DAK-Gesundheit in Rheinland-Pfalz. Die Analysen sind am renommierten Lehrstuhl für "Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement" der Universität Bielefeld gelaufen.

Grafik Erkrankungen Schulkinder in Rheinland-Pfalz / DAK-Gesundheit Rheinland-Pfalz / presseportal

Kontakt:

Claus Uebel
DAK-Gesundheit
Pressesprecher
Wilhelm-Theodor-Römheld-Str. 18, 55130 Mainz
Tel: +496131217361162
Mobil: +491622540407
eMail: claus.uebel@dak.de

www.dak.de/presse

Buchtipps:
Diesen Blog gibt es auch als App
Zum App Store

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Studie ermittelt: Das kostet ein Schulleben in Deutschland - #Schule

Berlin (ots) - Die Einschulung steht vor der Tür, aber die wenigsten Eltern wissen, welche Kosten auf sie zukommen, wenn ihr Kind in die Schule kommt. Das Vergleichs- und Shoppingportal idealo hat die Schulausgaben in Deutschlands Bundesländern etwas genauer unter die Lupe genommen und dabei Kosten wie Einschulung, Erstausstattung, Bücher- und Essenskosten, Verkehrstickets, Arbeitsmaterialien sowie Ausgaben für Klassenfahrten und Hortbetreuung, den mit Abstand am teuersten Kostenpunkt, kalkuliert* - das Ergebnis: Ein Schulleben in Deutschland kostet von der Einschulung bis zum Abitur durchschnittlich 20.700 Euro. Zur Einschulung geben alle Bundesländer in etwa 425 bis 525 Euro** aus, somit gestaltet sich der Start fast überall gleich. Doch ab dem ersten Schultag gehen die Kosten stark auseinander, Preisschwankungen sind im Bundesvergleich deutlich erkennbar. Das Schulleben ist in Niedersachsen am teuersten obs/ Idealo Internet GmbH/ idealo internet GmbH Mit 27.300 Euro ist ei

Fiete, Adam, Ella und Olivia sind die Trendnamen 2018

Berlin (ots) - Das Familienfinanzportal Elterngeld.de hat etwa 25% aller Geburtsmeldungen aus dem ersten Quartal 2018 ausgewertet und daraus eine repräsentative Vornamensstatistik für das aktuelle Jahr erstellt. Wie auch im Vorjahr führen Emma und Ben die Topliste an. obs/fabulabs GmbH/Elterngeld.de Die 10 beliebtesten Jungennamen mit Veränderung zum Vorjahr: Ben Leon (+1) Paul (+1) Felix (+1) Finn / Fynn (+3) Lukas / Lucas (+4) Maximilian (+4) Elias (+1) Noah (-3) Jonas (-8) Die 10 beliebtesten Mädchennamen mit Veränderung zum Vorjahr: Emma Emilia (+1) Hannah / Hanna (+1) Sofia / Sophia (-2) Mia Lina Mila Lea / Leah (+1) Clara / Klara (+2) Marie (-2) Eine vollständige Liste der Top 200 Vornamen aus 2018 gibt es hier: https://www.elterngeld.de/beliebteste-vornamen-2018/ Bei den Jungen gab es in den Top10 größere Verschiebungen: Finn kletterte von Platz 8 auf Platz 5, Lukas von 10 auf 6 und Maximilian von 11 auf 7. Jonas fiel hingegen von Platz 2 auf 1

Berufsunfähigkeitsversicherung für Schüler ab zehn Jahren

( openPR ) Die Berufsunfähigkeitsversicherung der LV 1871 gibt es jetzt für Schüler ab zehn Jahren. Denn: Gerade Kinder und Schüler sollten sich günstige Tarife sichern. " Wer jung ist, ist meistens auch fit. Daher sollten sich gerade Schüler frühzeitig ihren Berufsunfähigkeitsschutz sichern ", empfiehlt LV 1871 Vorstand Dr. Klaus Math. Bei der Golden BU genießen Schüler von Anfang an den vollen Schutz der Golden BU. Auf eine abstrakte oder konkrete Verweisung zum Beispiel auf einen anderen Schultyp verzichtet die LV 1871. Und: Die Golden BU erhält seit Jahrzehnten Höchstbewertungen von führenden Ratingagenturen wie Franke & Bornberg oder Morgen & Morgen. Günstige Einstufung garantiert Abschließbar ist anfangs eine Berufsunfähigkeitsrente in Höhe von bis zu 1.100 Euro im Monat. Später ist die Golden BU ohne Gesundheitsprüfung erhöhbar auf bis zu 2.500 Euro monatlich. Eine Nachversicherungsgarantie gibt die LV 1871 zum Beispiel bei erstmaliger Aufnahme eines Stud