Direkt zum Hauptbereich

Kinder nicht alleine lassen! ECPAT fordert besseren Schutz und Unterstützung für minderjährige Opfer von Menschenhandel und veröffentlicht neue Studie "Fokus Vormundschaft"

Freiburg/Berlin (ots) - Eine starke Kinder- und Jugendhilfe ist wichtig und unerlässlich für den Schutz von Minderjährigen vor Ausbeutung und dies muss auch für geflüchtete Kinder gewährleistet werden, unterstrichen ParlamentarierInnen, NGOs und Wohlfahrtsverbände, die am Parlamentarischen Frühstück am 10. November 2016 in Berlin teilgenommen haben.

ECPAT Deutschland e. V., die Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung, und das Themennetzwerk Flüchtlingskinder der National Coalition Deutschland - Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention erachten die bisherigen Änderungsvorschläge des BMFSFJ im Rahmen der aktuellen Reform des SGB VIII als nicht ausreichend für den besonderen Förder- und Schutzbedarf von geflüchteten Kindern und Jugendlichen. Eine weitere Verschlechterung der Betreuungssituation junger geflüchteter Menschen muss unbedingt verhindert werden.

"Jeder Fall von Handel mit und Ausbeutung von Kindern ist ein Kinderschutzfall und dies muss auch für geflüchtete Kinder und junge Volljährige gelten. Ihre Rechte müssen dementsprechend auch bei der geplanten Reform des Kinder- und Jugendhilferechts (SGB VIII) beachtet werden. Minderjährige Flüchtlinge sind zudem besonders gefährdet, Opfer von Menschenhandel und Ausbeutung zu werden", betont Mechtild Maurer, Geschäftsführerin von ECPAT Deutschland.

"Alle Kinder sind unterschiedlich. Um zu ermöglichen, dass Kinder und Jugendliche Erlebnisse vor, während und nach der Flucht verarbeiten können, müssen ihre Bedarfe individuell ermittelt werden."

Pauschalregelungen für geflüchtete Kinder und Jugendliche darf es nicht geben, fordert Luise Pfütze, Sprecherin der National Coalition Deutschland - Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention und Mitarbeiterin von SOS-Kinderdorf.

Die beim Parlamentarischen Frühstück vorgestellte Studie von ECPAT Deutschland und der National Coalition mit dem Titel "Fokus Vormundschaft - Ein Bericht zur Situation von minderjährigen Opfern von Menschhandel in Deutschland" zeigt deutlich, dass viele Kinder, die möglicherweise Opfer von Menschenhandel sind, nicht identifiziert werden. Vielerorts werden Jugendämter der großen Anzahl von geflüchteten Kindern in Deutschland nicht gerecht. Als eine besonders vulnerable Gruppe müssen geflüchtete Kinder und Jugendliche speziell in den Blick genommen werden.

"Diejenigen, die Jugendliche betreuen, müssen Hinweise auf Handel mit Kindern und Ausbeutung von Kindern erkennen und Betroffenen Zugang zu Recht verschaffen.", sagt Judit Costa, Autorin der Studie und Mitarbeiterin National Coalition Deutschland - Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention. "Vormünder und anwaltschaftliche Vertretungen sind in Deutschland bezüglich Menschenhandel und Ausbeutung weder ausreichend informiert noch sensibilisiert."

Dies stellt insbesondere bei der Identifizierung von Betroffenen ein vorrangiges Problem dar. Das Thema Menschenhandel wurde bisher sowohl von den Fachkräften als auch von der Öffentlichkeit in erster Linie mit der sexuellen Ausbeutung von Frauen durch Prostitution assoziiert. Kinder und Jugendliche sind in Deutschland jedoch auch von Ausbeutungsformen wie erzwungene Bettelei oder von Ausnutzen für eine Straftat wie dem erzwungenen Drogenhandel betroffen. Diese Ausbeutungsformen werden seit Oktober 2016 auch in Deutschland als Menschenhandel strafrechtlich verfolgt. Neben dem fehlenden Bewusstsein vieler Fachkräfte, die mit betroffenen Kindern in Kontakt kommen, fehlt es an Schulungen und Handlungsempfehlungen für eine adäquate Unterstützung von minderjährigen Opfern und Schutz vor weiterer Ausbeutung.

Im Rahmen des von der EU geförderten Projektes "Reinforcing Assistance to Child Victims of Trafficking" (ReAct), wurden in fünf EU-Ländern zur Rolle und zu den Aufgaben von Vormündern und anwaltschaftlicher Vertretungen sowie zur Situation der kindlichen Opfer von Menschenhandel in Gerichtsverfahren Studien durchgeführt. Diese Ergebnisse werden sowohl national als auch auf europäischer Ebene in Empfehlungen an die Politik münden und bilden die Grundlage der zukünftigen Fortbildungen für die Vertretungen der Kinder. Die vollständige Studie zur Situation in Deutschland finden Sie unter: www.ecpat.de und www.netzwerk-kinderrechte.de.


Für weitere Fragen wenden Sie sich an:

ECPAT Deutschland e. V., Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder
vor sexueller Ausbeutung: www.ecpat.de, Mechtild Maurer,
maurer@ecpat.de, Tel +49/761/45687148, Mobil +49/1714166042


Buchtipp:
Bollock - das Kinder- und Jugendbuch zur Frankfurter Buchmesse 2016

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Studie ermittelt: Das kostet ein Schulleben in Deutschland - #Schule

Berlin (ots) - Die Einschulung steht vor der Tür, aber die wenigsten Eltern wissen, welche Kosten auf sie zukommen, wenn ihr Kind in die Schule kommt. Das Vergleichs- und Shoppingportal idealo hat die Schulausgaben in Deutschlands Bundesländern etwas genauer unter die Lupe genommen und dabei Kosten wie Einschulung, Erstausstattung, Bücher- und Essenskosten, Verkehrstickets, Arbeitsmaterialien sowie Ausgaben für Klassenfahrten und Hortbetreuung, den mit Abstand am teuersten Kostenpunkt, kalkuliert* - das Ergebnis: Ein Schulleben in Deutschland kostet von der Einschulung bis zum Abitur durchschnittlich 20.700 Euro. Zur Einschulung geben alle Bundesländer in etwa 425 bis 525 Euro** aus, somit gestaltet sich der Start fast überall gleich. Doch ab dem ersten Schultag gehen die Kosten stark auseinander, Preisschwankungen sind im Bundesvergleich deutlich erkennbar. Das Schulleben ist in Niedersachsen am teuersten obs/ Idealo Internet GmbH/ idealo internet GmbH Mit 27.300 Euro ist ei

Fiete, Adam, Ella und Olivia sind die Trendnamen 2018

Berlin (ots) - Das Familienfinanzportal Elterngeld.de hat etwa 25% aller Geburtsmeldungen aus dem ersten Quartal 2018 ausgewertet und daraus eine repräsentative Vornamensstatistik für das aktuelle Jahr erstellt. Wie auch im Vorjahr führen Emma und Ben die Topliste an. obs/fabulabs GmbH/Elterngeld.de Die 10 beliebtesten Jungennamen mit Veränderung zum Vorjahr: Ben Leon (+1) Paul (+1) Felix (+1) Finn / Fynn (+3) Lukas / Lucas (+4) Maximilian (+4) Elias (+1) Noah (-3) Jonas (-8) Die 10 beliebtesten Mädchennamen mit Veränderung zum Vorjahr: Emma Emilia (+1) Hannah / Hanna (+1) Sofia / Sophia (-2) Mia Lina Mila Lea / Leah (+1) Clara / Klara (+2) Marie (-2) Eine vollständige Liste der Top 200 Vornamen aus 2018 gibt es hier: https://www.elterngeld.de/beliebteste-vornamen-2018/ Bei den Jungen gab es in den Top10 größere Verschiebungen: Finn kletterte von Platz 8 auf Platz 5, Lukas von 10 auf 6 und Maximilian von 11 auf 7. Jonas fiel hingegen von Platz 2 auf 1

Berufsunfähigkeitsversicherung für Schüler ab zehn Jahren

( openPR ) Die Berufsunfähigkeitsversicherung der LV 1871 gibt es jetzt für Schüler ab zehn Jahren. Denn: Gerade Kinder und Schüler sollten sich günstige Tarife sichern. " Wer jung ist, ist meistens auch fit. Daher sollten sich gerade Schüler frühzeitig ihren Berufsunfähigkeitsschutz sichern ", empfiehlt LV 1871 Vorstand Dr. Klaus Math. Bei der Golden BU genießen Schüler von Anfang an den vollen Schutz der Golden BU. Auf eine abstrakte oder konkrete Verweisung zum Beispiel auf einen anderen Schultyp verzichtet die LV 1871. Und: Die Golden BU erhält seit Jahrzehnten Höchstbewertungen von führenden Ratingagenturen wie Franke & Bornberg oder Morgen & Morgen. Günstige Einstufung garantiert Abschließbar ist anfangs eine Berufsunfähigkeitsrente in Höhe von bis zu 1.100 Euro im Monat. Später ist die Golden BU ohne Gesundheitsprüfung erhöhbar auf bis zu 2.500 Euro monatlich. Eine Nachversicherungsgarantie gibt die LV 1871 zum Beispiel bei erstmaliger Aufnahme eines Stud